Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Wass man darunter versteht, wie er entsteht und welche Therapiemöglichkeiten es heute gibt.

Definition Band­schei­ben­vor­fall

Der Bandscheibenvorfall (lateinisch: Prolapsus nuclei pulposi, Discushernie, Discusprolaps, auch Bandscheibenprolaps) ist eine Erkrankung der Wirbelsäule.

Dabei treten der Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal vor – in den Raum, in dem das Rückenmark liegt, weil der Faserknorpelring (Anulus fibrosus) der Bandscheibe ganz oder teilweise durchreisst.

Dadurch entsteht Druck auf die Nervenwurzel, was zu starken, häufig in die Extremitäten (Arme und Beine) ausstrahlenden Schmerzen führt. Oft treten auch Taubheitsgefühle im Versorgungsgebiet der eingeklemmten Nervenwurzel auf, gelegentlich sogar Lähmungen.

Häufigste Ur­sa­chen eines Band­schei­ben­vor­falls

Als häufigste Ursache für einen Bandscheibenvorfall gelten:

  • eine angeborene Schwäche des Bandscheibengewebes,
  • eine plötzliche Drehbewegung des Rumpfes oder
  • schweres Heben und Schieben

Ein Bandscheibenvorfall kann ohne äusseren Anlass auftreten. Ausgelöst wird er aber meist durch die Überlastung einer bereits geschädigten Bandscheibe.

Therapie des Band­schei­ben­vor­falls

Oft genügt es, den Rücken etwa zwei Wochen lang zu schonen und die Schmerzen mit Medikamenten zu behandeln. Zur Stärkung von Rücken- und Bauchmuskulatur empfiehlt sich ein physiotherapeutisches Programm unter fachlicher Anleitung.

Begleitend können auch Wärmebehandlungen, Elektrotherapie und Manuelle Therapien Linderung verschaffen.

Wichtig: Generell sollte man Bücken, Heben und Schieben vermeiden.

Bei anhaltenden Beschwerden, wenn deutliche Taubheitsgefühle oder Muskelschwächen auftreten, ist ein operativer Eingriff meist unumgänglich, damit es zu keinen bleibenden Schäden (Inkontinenz, Lähmungen) kommt.

Die «Schlüsselloch»-Operation: Sicher und effektiv

Mit einer endoskopischen Bandscheibenvorfall-Entfernung  (Schlüssellochtechnik) können viele Bandscheibenvorfälle schonend, weil ohne grosse Gewebeverletzungen, behandelt werden.

Bei einer Mehrheit der Patienten wird ein gutes bis sehr gutes Resultat erreicht.

Die Rücken- und insbesondere die Beinschmerzen lassen rasch nach, was die Lebensqualität der Betroffenen wesentlich verbessert.

Der unten stehende Videofilm zeigt schematisch den Ablauf einer endoskopischen Bandscheibenoperation.

Hier ausserdem das Video einer echten endoskopischen Bandscheiben-Operation.

Dank Schlüssel­loch-Chi­rur­gie keine Voll­nar­kose

Der endoskopische Eingriff findet unter örtlicher Betäubung statt – eine Vollnarkose ist nicht notwendig. Die permanente Betreuung durch einen Anästhesisten gewährleistet eine optimale Schmerztherapie.

Bei diesem Operationsverfahren wird das Endoskop mit einem Durchmesser von maximal sieben Millimetern durch eine kleine Öffnungen zum Bandscheibenvorfall geführt und macht diesen sichtbar.

Das verlagerte oder ausgetretene Bandscheibengewebe kann präzise entfernt werden.

So wird die eingeengte Nervenwurzel befreit und entlastet. Die Bein- und Rückenschmerzen bessern sich sofort.

Kaum Schmerzen und Nar­ben

Da es sich nicht um einen offenen Eingriff handelt, gibt es nur selten nennenswerte Komplikationen, Schmerzen oder markante Narben.

Normalerweise kann der Patient bereits am folgenden Tag nach Hause entlassen werden. Bei jüngeren Patienten kann die endoskopische Operation sogar ambulant durchgeführt werden.

Wie bald kann ich wieder arbeiten?

Bürotätigkeiten können nach eins bis zwei Wochen wieder aufgenommen werden.

Körperliches Arbeiten sollte in den ersten sechs Wochen eingeschränkt und danach langsam gesteigert werden.

Kann ich wieder Sport trei­ben?

Grundsätzlich können alle Sportarten nach einer Bandscheiben-Operation wieder ausgeübt werden.

Schwimmen und Radfahren sind bereits nach 2–3 Wochen erlaubt, alle anderen Sportarten können nach sechs Wochen langsam steigernd aufgenommen werden.

Ist eine Schlüssel­loch-Ope­ra­tion ge­fähr­lich?

Im Gegensatz zur offenen Bandscheibenoperation besteht der wesentliche Unterschied und Vorteil der endoskopischen Methode darin, dass der Eingriff über den sicheren seitlichen Zugang erfolgt – an den Nerven und dem Ligamentum Flavum vorbei.

Die Bandscheibe an sich wird nicht beschädigt und auch die bandartigen Strukturen zur Stabilisierung der Wirbelsäule (Ligamentum Flavum) werden nicht verletzt oder entfernt. Dank einer nur örtlichen Betäubung fühlen sich die Patienten wohler.

Behandlungs­­re­sul­tate, Re­zi­dive

Die endoskopische Bandscheibenoperation führt zur raschen Befreiung von Rücken- und Beinschmerzen.

In über 90% der Fälle wird ein gutes bis sehr gutes Resultat erzielt, das heisst Bein- und Rückenschmerzen treten nicht mehr auf und eine rasche Integration in den gewohnten Alltag ist gewährleistet.

Selbst Ihre sportlichen Aktivitäten können Sie nach wenigen Wochen wieder aufnehmen. In 5 bis 8% der Fälle kann allerdings ein weiteres Bandscheibenfragment nachrutschen und eine erneute Beurteilung erfordern.